Der
Kreuzweg in Pinkafeld, einer der schönsten des Burgenlandes, führt vom westlichen Pinkaufer
über das Lamplfeld auf den Kalvarienberg und ist gleichzeitig mit der
Kalvarienbergkirche um 1748 errichtet worden. Er besteht aus vierzehn Stationen. Vor
der Kalvarienbergkirche befindet sich eine Kreuzigungsgruppe, bestehend aus
drei Kreuzen mit den Figuren von Jesus und den beiden Schächern, innerhalb eines
halbkreisförmigen Mauerrings, der von zwei Toren durchbrochen ist. Die Wegkapellen
sind einfache Bauten mit segmentbogig begrenzten
Nischen, zarten Stuckrahmen an den Seitenwänden, ziegelgedecktem Satteldach
und gekehltem Gesims.
Im Jahr 1747 begann Adam III. von Batthyany mit der Erbauung der Anlage des Pinkafelder Kalvarienberges. Sein Bruder Paul, Dompropst in Raab, hat ihn dabei finanziell unterstützt, was zur Folge hatte, dass spätere Urkunden ihn als Mitbegründer nennen. Die erste Nennung am 12. Oktober 1757 erwähnt schon Emmerich, den Bruder von Adam, als Erhalter des Kalvarienberges und der gemauerten Kapellen des Kreuzweges. Geweiht wurde der Kalvarienberg durch den späteren Visitator und ersten Beschreiber Graf Joseph von Batthyany. Über Kosten und Bauleute ist nichts überliefert. Wahrscheinlich war es der Herrschaftsmaurer, der sein Können wenigstens bei den vierzehn Kreuzwegstationen unter Beweis stellen konnte.
1832 wird die Bergkirche als aus solidem Material bestehend beschrieben. Sie ist zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes geweiht, deren Fest alljährlich gefeiert wird. Der Altar hat einen Altarstein und trägt passenden Schmuck. Auf dem gemauerten Chor steht eine Orgel mit drei Registern (später sind vier genannt). Ein Oratorium, in den Dachboden über der Sakristei eingebaut, war für die Herrschaft gedacht. Die Holzkanzel stand in der Kirche links und wurde bei großem Volksandrang im Freien aufgestellt. In sechs Holzbänken fand nur ein kleiner Teil der Wallfahrer Platz. Der gemauerte Turm war mit Blech eingedeckt, in ihm hingen zwei Glocken, 150 und 70 Pfund schwer. Die Sakristei war (1779) mit Bildern versehen (Fresken?) und mit einem kleinen niederen Schrank und einem Beichtstuhl eingerichtet.
1779 wird der Kalvarienberg mit der Kirche und der Eremitage genannt mit drei Kreuzen und einem ummauerten Platz. In diesem Jahr wird bereits erwähnt, dass die Kreuzwegkapellen besonders an der Nordseite ausbesserungsbedürftig sind. Bilder in den Stationen zeigen die einzelnen Szenen des Kreuzweges. 1820 wurden die kleinen Kapellen restauriert und vom Hartberger Maler Karl Koch frisch gemalt. 1863 war wieder eine Renovierung der Stationen fällig. Diesmal hatte man den Wiener Historienmaler Carl Sinnmayer angeworben, der auf Zinkblech die Stationsbilder malte, die Nischen wurden durch ein Eisengitter abgeschirmt. Die Station stellte sich auf 53 Gulden und 50 Kreuzer. Der Maler, der aus Polen stammte, bekam 29 Gulden für die Station. Die Spenden flossen reichlich, besonders die Gabe der Gräfin Antonia (400 Gulden) wurde extra genannt. Die Gräfin stellte auch die notwendigen Ziegel bei. In den Jahren 1937/38 erfolgte eine Restaurierung unter Dechant Franz Hamon. Immer wieder heißt es in den Visitationsberichten, dass die Kreuze auf Golgota und die kleinen Stationen renovierungsbedürftig sind.
Quelle: „Geschichte der Stadt Pinkafeld” von Dechant Franz Kugler, 1973
In den Jahren 1978 bis 1981 erfolgte unter Dechant Martin Sack eine Gesamtrenovierung. Die Bilder wurden neu
gestaltet und mit Natursteinmosaiken des Akademischen Malers Professor Hermann
Bauch ausgestattet. Die Kosten übernahmen in großzügiger Weise Pinkafelder Familien, die sich in
sogenannten „Familienrunden“ trafen. Eine
Trockenlegung und weitere Erneuerung der Kapellen führten 2001 Schüler
der Landesberufsschule Pinkafeld durch. Eine Renovierung der Kalvarienbergkirche erfolgte 1985.
Quelle: „Pinkafelder Pfarrchronik“
Für die jüngste
Renovierung und Sanierung der Kreuzwegstationen und der Kreuzigungsgruppe
2019/2020 bildete sich der „Verein zur Renovierung der
Kreuzwegstationen auf den Kalvarienberg“. Die Mitglieder des Vereins sammelten eifrig Spenden für ihr Projekt und führten viele Renovierungsarbeiten eigenhändig
durch. Am 18. Oktober 2020 konnte der Kreuzweg neu gesegnet werden.
Rudolf Köberl
In den Jahren 1978 bis 1981 wurden die Kreuzwegstationen des Kalvarienberges in Pinkafeld renoviert und mit Natursteinmosaiken des Akademischen Malers Professor Hermann Bauch ausgestattet.
Der Künstler Hermann Bauch wurde 1929 in Kronsdorf im Weinviertel geboren und wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen auf. Auf der Grundlage der Kindheitserfahrungen und der akademischen Ausbildung zum Maler und Grafiker entwickelte sich eine Leidenschaft für das Thema „Brot und Wein“. Das Weinviertel blieb immer sein Hauptbetätigungsfeld. Seine sakralen Werke entstanden vor allem als Sgraffito, Mosaik und Glaskunst. Er gestaltete unzählige Kirchen, Kapellen und Kreuzwege in ganz Europa künstlerisch.
Meditation
zum Kreuzweg Jesu und zum Rondeau der Kreuzigungsgruppe in der Stadt Pinkafeld nach der Renovierung, zur Segnung und Wiedereröffnung am Sonntag, dem 18. Oktober 2020
Gott
spricht durch die Bibel.
Jesus
von Nazareth spricht als Bauarbeiter, jüdischer Wanderprediger, Prophet, Rabbi
und Heiler vor 2000 Jahren.
Ich spreche als 85-jähriger Christ, österreichischer Europäer, Mitglied der Franziskusgemeinschaft am Kalvarienberg von Pinkafeld, verheiratet, vier Kinder, acht Enkel, zwei Urenkel.
Fritz
Luisser und die anderen engagierten Restauratoren des Pinkafelder Kreuzweges
und des Rondeaus kamen mit der Bitte zu mir, Texte zu den 14 Stationen des
Kreuzweges und zum Rondeau zu schreiben.
Tagelang
bewegte mich dieses Ersuchen meiner Freunde. Es gibt ja schon so viele
Kreuzwegtexte, und warum und was sollte ich noch dazu schreiben? Plötzlich aber
tauchte in mir der Gedanke auf: Der Kreuzweg ist ein stummes Gespräch zwischen
Gott, dem himmlischen Vater, seinem Sohn Jesus von Nazaret und mir, einem
Menschen, 2000 Jahre nach Jesus.
Sehr
oft bin ich den Pinkafelder Kreuzweg schon gegangen. Die Mosaiktafeln vom
Künstler Hermann Bauch (1929-2006) hatten mich immer angesprochen. 1963 und
2007 konnte ich in Jerusalem den Kreuzweg gehen, auf dem Jesus durch die Stadt
nach Golgota getrieben wurde. So ging ich nun abermals den Kreuzweg vom
Stadtende von Pinkafeld hinauf auf den Kalvarienberg und ließ mich auf ein
stummes Gespräch zwischen Gott, Jesus und mir ein. Ich schaute, hörte und
fühlte und schrieb nach und nach – es dauerte Wochen – meine schlichten
Gedanken in einfachen Sätzen nieder.
Mögen
sie eine Ermunterung zum Glauben, Hoffen und Lieben in der Nachfolge Jesu in
Kirche und Welt sein.
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